Sonntag, 1. November 2015

Neue Kodierungsstrategien - Triphasische und/oder parallele Stimulation - Vermeidung unerwünschter Reizungen

Ein CI reizt mit kleinen Stromspannungen/-ladungen die Hörnerven, um so einen Höreindruck zu erzeugen. Je nach nötiger Stromstärke abhängig von den Impedanzen, der Anatomie des CI-Trägers, der Leitfähigkeit des Gewebe, der Schädelknochen und individuellem Verlauf seiner Kopf- und Gesichtsnerven etc. in der nächsten Umgebung kann es hier zu unerwünschten, unterschiedlich starken Mitreizungen dieser Nerven kommen!
Dies äussert sich im harmlosen Fall in Kribbeln, Jucken im Gesicht oder einem Taubheitsgefühl z.B. in/auf der Zunge. Handelt es sich nur um dieses zeitweise, sporadisches, leichtes Kribbeln, Jucken oder Taubheitsgefühl können diese Symptome nach einiger Zeit mit der Gewöhnung von selbst verschwinden.
Unangenehmer sind dagegen das mögliche Zucken von Augenlidern oder -brauen. Fies sind z.B. ebenso mögliche, sporadische Muskelkontraktionen am Hinterkopf bei plötzlichen, lauten Geräuschen.
Gerade wenn man hohe Impedanzen hat, muss man mit grösseren Ladungen (Spannungen u. Strömen) arbeiten und es steigt somit das Risiko, dass unerwünschte Reizungen der benachbarten Nerven wie gerade beschrieben auftreten!
Passiert das, schaltet man in solchen Fällen, das gilt für alle CI-Hersteller, ggf. gewöhnlich den betroffenen Kanal bzw. Elektrode ab, falls lokalisierbar, oder begrenzt die Lautstärke, falls ausreichend. Es kann insbesondere auch helfen, mit kleineren Spannungen, aber längeren Phasen bzw. breiteren Pulsen, zu arbeiten, um so dieselbe Lautheit zu erzeugen, oder auch mit kleineren Pulsraten zu arbeiten.

Auch ich bin von diesem Problem betroffen: bei sehr lauten, breitbandigen Geräuschen, wie z.B. lautem Autoverkehr in der Stadt, habe ich am linken Hinterkopf sporadisch Muskelkontraktionen oder zeitweise eine Anspannung der Muskeln dort. Das kann auch zu einem Schmerz an einem bestimmten Punkt führen, quasi einem "Stromschlag". Dies steht mit einem HWS-Syndrom infolge jahrzehntelanger Fehlhaltung wegen einseitigem Hören im Zusammenhang. Als Hörgeschädigter, auch mit Hörgeräten, dreht man sein besseres Ohr automatisch in Richtung seines Gesprächspartners um ihn besser zu verstehen - somit kann auf Dauer, wie auch bei mir, sich diese Fehlhaltung entwickeln. Leider lassen sich solche Entwicklungen nach einer CI Versorgung nicht so schnell und nur schwer zurück drehen... Die Nerven am linken Nacken u. Hinterkopf sind dadurch schon sehr dauergereizt - kommt jetzt noch der Strom durch meine CI dazu und wird dabei eine Schwelle überschritten, werden hierdurch auch diese Fehlreizungen leichter ausgelöst.

Dieser Zusammenhang wurde mir so erst beim Test des Sonnet eindeutig klar. Der Sonnet reizte trotz identischer Map deutlich mehr, weil er vor allem im adaptivem Programm den Hochton in der Lautstärke auf die Spitze treibt! - Das verbessert in der Tendenz das Sprachverstehen, kann aber auch die beschriebenen Fehlreizungen eher auslösen!

Weil die Reizungen in meinem Fall durch breitbandige, nicht genau lokalisierbare Geräusche sporadisch ausgelöst werden, reicht der übliche Weg wie oben beschrieben nicht aus, ohne dass das Sprachverstehen schlechter werden würde. Dazu kommt, dass die Reizungen im Labor bei der Anpassung nicht reproduzierbar sind!

Med-El hat hier nun in der Entwicklung (auch hier u. da, und hier) zusätzlich auch die Möglichkeit - und ist vorerst nur für schwierige Fälle vorgesehen bis zu einer offiziellen Freigabe -, mithilfe einer triphasischen statt gewöhnlich biphasischen Stimulation, das mögliche Risiko von unerwünschten Mitreizungen noch weiter zu reduzieren! Die Ladungen werden auf 3 statt 2 Phasen mit halb so hohen Spannungen (bzw. Amplituden) verteilt: 1. Phase negative Ladung, halbe Dauer; 2. Phase positiv; u. 3. Phase wieder negativ mit halber Dauer der Phase - in der Summe sind die Ladungen immer Null. Die Hörnerven lassen sich mit dieser veränderten Ladungsverteilung mit 2 Ladungsübergängen so insgesamt effizienter stimulieren, da nun halb so hohe Spannungen nötig sind.
Man gewinnt damit so auch wieder zusätzlichen Spielraum, um gute, noch bessere Höreindrücke zu erzeugen - d.h. besseres Sprachverstehen zu ermöglichen - da man die Lautstärke dann nicht mehr so sehr begrenzen muss und somit mehr Dynamik zur Verfügung hat!

Nun, wie hört und fühlt sich das nach der Umstellung an: zuerst ist es ein auffallend härterer, zischigerer Klang, da  der Hochton im Verhältnis lauter ist - denn der muss nicht mehr so sehr wegen möglicher Reizungen begrenzt werden. Gleichzeitig klingen Tief- bis Mittelton weicher, "abgerundet" durch die andere triphasische Ladungsverteilung ;) Nach Tagen konnte ich die Lautstärke weiter erhöhen. Es treten nun kaum mehr Reizungen auf - manchmal ist noch nur ein leichter "Druck" oder Spannung an einer bestimmten Stelle am Hinterkopf links spürbar durch das CI links.

Beim letzten Termin stellten wir weiter um! Links, trotz allem mein "Schokoladenohr", wurden die höchsten 2 Elektroden abgestellt, da der höchste eine zu hohe Impedanz hatte und der Testton beim zweithöchsten nun sehr "unsauber", "verstümmelt" klang. Es scheint  so, dass der Elektrodenträger nicht (nicht mehr?) vollständig, tief genug, in der Ohrschnecke eingeführt ist. Eine Wanderung/Migration von Elektrodenträgern kommt vor - ist das der Grund hier auch!?
Rechts wurden die 2 tiefsten Elektroden abgestellt, weil trotz vieler bisheriger kleinerer Verbesserungen hier der Klang im Vergleich zu links auch nach Jahren so dumpf klang, dass die Verständlichkeit deutlich schwieriger war.
Stattdessen wurden nun links u. rechts jeweils 2 Elektroden zu einem Paar zusammengefasst und auf parallele (auch triphasische) Stimulation aller Kanäle mit doppelter Pulsrate umgestellt. Mir stehen nun pro Seite 2x5 Elektroden zur Verfügung. - Und Ja: jetzt mit Verzögerung von ca. 3 Wochen merke ich deutlich, dass das Sprachverstehen nochmals deutlich besser wird. :) Z.B. The Corrs verstehe ich nun zum grössten Teil auch ohne Untertitel. Auch Jennifer Rostock und viele andere verstehe ich nun weitgehend problemlos. Ich muss mir schon ziemlich Anspruchvolles, schnelle Musik, suchen, um hier die Grenzen zu spüren und zu trainieren! In Filmen kann ich gewöhnlich sehr gut folgen ;) Telefonieren kann ich rechts nun genauso gut wie links!

Wegen der manchmal doch noch auftretenden Anspannungen am Hinterkopf müssen wir nun wahrscheinlich beim nächsten Termin es ausprobieren, zusätzlich mit kleineren Stromspannungen, aber dafür breiteren Pulsen zu arbeiten? Damit ich das Problem der Fehlreizungen hoffentlich auch in lautester Umgebung los werde...

Stand vom 20.12.2015: Jetzt nach weiteren 7 Wochen hat mein Gehirn den neuen Höreindruck rechts weiter, fast völlig dem links angeglichen, ist fast ebenso klar! Beim Telefonieren rechts ist je nach Sprecher der Höreindruck etwas verschwommener als links.
Insgesamt, beidseitig, hat sich in den letzten Wochen deutlich mehr getan! Höre nochmals sehr viel detaillierter dank der neuen, feinen Kodierungsstrategie! Komme gewöhnlich auch im Störlärm - sei es in einem Lokal oder auf dem Weihnachtsmarkt - problemlos zurecht.
Bei den Fehlreizungen hat sich leider noch nicht weiter gebessert - das werde ich hoffentlich beim nächsten Anpassungstermin Ende Januar 2016 ganz beheben können.

04. November 2016: Ein Vergleich mit den "alten" Prozessoren mit der alten biphasischen Map am Abend offenbarte, wie toll dagegen diese neue Kodierungsstrategie (mit ASM 1.0, Maplaw 250) ist, die ich seit nun einem Jahr teste, indem sie den Spielraum an Dynamik und Klarheit immens erweitert! Die alte Map klingt dagegen jetzt sehr leise, sehr verwaschen, undeutlich und - sehr unschön, hatte sofort wieder schmerzhafte Fehlreizungen im Schädel in Nähe der Cochlea und am Hinterkopf!
Das zeigt mir wieder, dass ich heilfroh sein kann, mich für Med-El entschieden zu haben!
Nur deren Implantate und Prozessoren ermöglichen es zur Zeit, soweit bekannt, mit der triphasischen Stimulation eine Lösung bieten zu können, auch mit solch schwierigen Bedingungen umzugehen, ohne sofort wie bei allen anderen Herstellern die Pulsraten reduzieren zu müssen, die Lautstärke der Kanäle so weit begrenzen zu müssen und so leise stellen zu müssen, dass die Fehlreizungen verschwinden oder die betroffenen Kanäle ganz abschalten zu müssen. Damit wäre der Hörerfolg sehr in Frage gestellt, wenn zu viele, gar alle Kanäle betroffen sind!?

Dienstag, 21. Juli 2015

Tipp: Natalie Girth - Das Ohr ist eine Tür

Hier eine Info zu der Sendung des BR - Das Ohr ist eine Tür - über Natalie Girth, 7 Jahre nach ihrer Implantation eines Cochlea Implantates, zu ihrer Hörentwicklung:

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/lebenslinien/das-ohr-ist-eine-tuer-100.html

Sie kann man sich in der Mediathek des BR noch anschauen. Ist sehr zu empfehlen! ;)

Samstag, 27. Juni 2015

Musik trainiert das Verstehen im Störlärm

Die schönste Art, Hörtraining zu betreiben! ;)
In folgendem Beitrag wird beschrieben, wie das Spielen eines Musikinstrumentes das Hören trainiert und somit auch das Verstehen in schwierigen Hörsituationen verbessert:


Wohlgemerkt die Leistung der Ohren selbst wird da nicht verbessert, sondern die Leistung des Gehirns, Stör- und Nutzschall zu trennen. Ansonsten kann ich der Intention nur beipflichten:

Ich habe seit meiner ersten Implantation des CI immer regelmäßig Musik gehört und empfinde es jetzt als sehr schön. Teilweise je nach Sänger verstehe ich inzwischen sogar den Text - was früher nie ging! Beispiele sind Alina Süggeler von Frida Gold, Tim Bendzko, Andreas Bourani oder auch The Corrs - je nach Song sogar bis zu 100%! ;) Das "Üben" des Raushören der Singstimmen neben den gespielten Instrumenten ist ähnlich zu sehen, wie wenn man selbst spielt oder dem Hören im Störlärm, d.h. in lauter Umgebung. Ich kann mich heute auch recht problemlos in Restaurants und Kneipen unterhalten...

Es lohnt sich, als HG- od. CI-Träger, da dran zu bleiben und immer wieder regelmäßig Musik zu hören und sich auf Neues an Klängen einzulassen! ;)

Freitag, 26. Juni 2015

Tipp: Musik über Roger Pen / Roger X / BT plus Android an CI/HG ausgeben

Med-El Opus2 mit FM/Roger X und weicher CI-Halterung:
so hält das bestens am Ohr ;)
Im Dezember 2014 berichtete ich über meinen Test des Roger Pen. Der Roger Pen kann per Bluetooth mit anderen Geräten koppeln, wie Smartphones, Tablets, PC usw. Es wird allerdings nur das Profil HSP / HFP unterstützt, das hauptsächlich von Headsets für Telefonie verwendet wird und nur Mono kann - kein Stereo.

Offiziell kann man nun über den Roger Pen  mit einem Android-Smartphone keine Audioquellen z.B. von Youtube, Musik-Player und anderem abspielen, da hierfür über Bluetooth das Profil A2DP benötigt wird.

Es existieren aber Apps, die den Ton umleiten können. Problemlos und in sehr guter Qualität (allerdings nicht Stereo) geht das mit Mono Bluetooth Router. Getestet wurde das zusammen mit Moto G und Android 5.1 / Lollipop.

Freitag, 19. Juni 2015

Tipp: Hilfe, ich brauche ein Hörgerät

Hier eine Info zur Sendung "Hilfe, ich brauche ein Hörgerät" des SWR vom 17.06.2015:


"Als schwerhörig gilt bereits, wer das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr hören kann. Schwerhörigkeit gehört zu den meistunterschätzten Gesundheitsschäden. Entscheidet man sich dann für ein Hörgerät, erfordert die Anpassung viel Geduld."

Es wird hier sehr gut dargestellt, wie eine Hörgeräteversorgung ablaufen sollte! Insbesondere sollte das Hörgerät schrittweise angepasst werden über Wochen und Monate. Dafür sollte man einen etwas höheren Preis in Kauf nehmen, wenn dafür der Service entsprechend besser ist. Stellt der Akustiker gleich auf 100% ein, ist er zwar schnell fertig und hat selbst wenig Aufwand! Der Betroffene aber ist in diesem Fall schnell überfordert - die Gefahr, dass die Hörgeräte dann in der Schublade landen, ist da schnell da!

Samstag, 9. Mai 2015

Fazit zum Med-El Sonnet

Hier berichtete ich über erste Eindrücke zum Med-El Sonnet. Als erstes Fazit ist das Ergebnis für mich sehr zwiespältig. Ich "meckere" hier wohl auch auf sehr hohem Niveau, weil ich inzwischen mit dem Opus2 "mit seiner puren, konstanten Signalabgabe" nun nach über 2 bzw. 3 Jahren doch gut bis sehr gut zurecht komme und er optimal eingestellt ist!

Tendenziell blitzt immer wieder auf, dass der Höreindruck mit dem Sonnet noch feiner u. differenzierter ist, was das Verstehen nochmals erleichtern kann. Im Labor werden tatsächlich deutlich bessere Ergebnisse im Sprachverständnis gemessen.

Allerdings, der Sonnet setzt nun mehr auf zusätzliche Filter und "Optimierungen": die automatischen Regelungen "funken" aber für mein Empfinden zu sehr dazwischen und erschweren im Alltag, vor allem Outdoor - draussen -, eher sehr das Verstehen und Hören als, dass sie helfen. Es muss zumindest für die Zukunft vor allem die Option geben, dass Regelungen dahingehend optimiert oder abgeschaltet werden können, so dass insbesondere das Lautstärkeniveau und die Dynamik möglichst weitgehend konstant bleiben in möglichst allen Situationen, wie es eben auf dem Opus2 ist. Daneben existieren m.E. noch große Fehler...

Ich hatte zuletzt eine erneute Anpassung, wobei der Tief- und Hochton etwas reduziert und der Mittelton etwas angehoben wurde. Trotzdem ist der Tiefton (bzw. Bass) zu dominant, vor allem im omnidirektionalen Programm.

Gegen "Laufwind" und den zu dominanten Bass, der ggf. alle Stimmen wegdrückt, hilft es etwas, die Mikrofonempfindlichkeit zusätzlich über die Fernbedienung deutlich zu reduzieren (d.h. 7 bis 15 Stufen). Beim Opus2 hatte ich hier immer 100%!. Auf dem Sonnet wird hier die Lautstärkeregelung zu unruhig, wenn die Empfindlichkeit zu hoch ist. Problem ist nur, dass es gilt, auch hier den besten Kompromiss zu finden: denn z.B. im Supermarkt eher -15 Stufen, aber auf der Strasse eher -7 Stufen. Wenn man die Mikrofonempfindlichkeit zu sehr reduziert, kann der Effekt entstehen, bzw. verstärkt sich noch mehr als sonst, dass man sich "unter einer Käseglocke" befindet, weil dann zu viele entferntere Geräusche und Stimmen ausgeblendet werden. Man muss ständig mit der Fernbedienung die Einstellung dementsprechend anpassen, weil es sonst nicht auf die Situation passt. Beim Opus2 ist das unnötig - bleibe hier immer im selbem Programm mit der derselben Einstellung!

Das direktionale, "natürliche" Programm (das die natürliche Charakteristik und Richtwirkung der Ohrmuschel nachbilden soll) ist nach meiner Erfahrung sehr nach vorn ausgerichtet und filtert allzu drastisch, was von hinten oder seitlich kommt, d.h. wenig natürlich für mich! Rufe von hinten sind dann kaum hörbar! Hier wäre ein Parameter sinnvoll, so dass man selbst die Richtwirkung bzw. den Winkel von stark bis schwach bzw. von schmal bis breit beeinflussen könnte. Dieses Programm hilft m.E. ggf. momentan nur in einer Kneipe oder bei Frontalsituationen, wie z.B. dass allein ein Dozent vorne spricht.

Der beste Kompromiss beim Sonnet ist für mich eher nun das adaptive Programm mit Mikrofonempfindlichkeit um -7 Stufen reduziert. So in etwa sind die "Dämpfer" möglichst wenig spürbar: es ist auch hier immer wieder auffallend (u. gilt für alle Programme), wie die Lautstärke hin- u. herschwankt. Es versucht immer, leiser zu werden, wenn niemand spricht. Radiohören ist z.B. ein Graus, weil die Radiostimme nicht erkannt wird und somit immer leiser und unverständlich wird. Man läuft fast ständig unter einer "Käseglocke". Sehr störend und potenziell gefährlich: tendenziell fällt alles unterm Tisch, was der Algorithmus meint, unwichtig zu sein. Wie oft hörte ich den Abstandwarner, Signale oder den Verkehr nicht, weil der SP gerade abregelte...

Grundproblem bei allem ist immer der trotz veränderter Anpassung im Alltag zu dominante Tiefton, der ggf. alles andere überdeckt und "wegdrückt". Der starke Wind heute führt z.B. in diesem Zusammenhang dazu, dass er sehr laut ankommt, somit versucht der Sonnet, leiser zu regeln, und dämpft so sehr, dass eine Unterhaltung unmöglich wird. Beim Opus2 ist das alles kein Problem, der Wind bleibt im Hintergrund, kann mich unterhalten und höre gleichzeitig alles in der Umgebung wie z.B. das Pfeifen meines Kindes auf 20m Entfernung beim Spazieren...
Ich bekam den Hinweis, dass evtl. im Gegensatz zum Opus2 eine weitere, drastische Reduzierung, gar Halbierung, der Kanäle 1-4 für den Tiefton das Problem lösen könnte. Das müssen dann ggf. weitere Tests zeigen?! Die automatische Regelung der Lautstärke macht es aber fast unmöglich bzw. sehr langwierig, den Sonnet korrekt im Labor einzustellen. Kurze Spaziergänge, um die letzte Einstellung zu verifizieren, reichen da nicht.

Sehr konfus ist es, wenn die Sonnet's links u. rechts unterschiedlich laut regeln! Hier braucht es zumindest eine Kopplung der beiden SP per Funk, so dass sie, wenn sie solche Filter einsetzen, sich abstimmen können (Stichwort: binaurale Kopplung/Signalverarbeitung). Beim Opus2 ist das unnötig.

Ich komme zum Schluss, dass für mich eher ein verbesserter Opus2+ mit noch feinerem Klangbild, aber ohne zusätzliche Filter oder Algorithmen - plus evtl. Drahtlosfunktionen per WLAN und BT sehr viel sinnvoller wäre.

Das Gehirn soll selbst die ganze Filterarbeit machen!

Leider bestätigt sich somit wieder meine bisherige Erfahrung! Zu starke, exzessive Filter sind m.E. kontraproduktiv - nicht wirklich hilfreich. Sie treffen zu oft falsche Entscheidungen. Das gilt nach meinen Erfahrungen mit dieser Technik über die Jahre für Hörgeräte und CI jeder Couleur! Alle betrifft die Problematik, z.B. die Kommentare zum SmartSound von Cochlear beim N6 beschreiben ähnliches (oder auch hier).

Von Med-El stehen ausgereifte, gute Prozessoren zur Verfügung, nämlich den Opus2 und Rondo. Mit denen ist der Hörerfolg gleichermassen gesichert! Beim Sonnet - da will man zuviel Neues auf ein Mal: kleine Vorteile erkauft man sich erstmal mit neuen großen Problemen und Nachteilen!
Die  Fehler werden nach und nach, denke ich, per Software-Updates ausgemerzt und hoffentlich Optionen hinzukommen, die Filter abschalten bzw. die Regelungen sehr defensiv einstellen zu können.

Nachtrag vom 19.06.2015: Inzwischen bekam ich viele Rückmeldungen: die einen können meine Erfahrungen bestätigen, während die anderen die beschriebenen Effekte nicht spüren!? Zu beachten ist: die neu mit dem Sonnet Erstangepassten können solche Probleme ggf. erst verzögert melden, wenn der Höreindruck entsprechend fortgeschritten ist.

27.02.2017: Nun, nach fast 2 Jahren, ist ein neues Firmware-Update für den Sonnet verfügbar, bei dem die oben genannten Probleme weitgehend behoben sein sollen! ;) Das Verhalten der Lautstärkeregelung soll nun wieder eher wie der des Opus2 ähneln. Die mir bekannte Testperson ist nun sehr zufrieden. Wer kann das ebenfalls bestätigen?

Donnerstag, 23. April 2015

Erster Eindruck zum neuen Med-El Sonnet

Heute bekam ich für 4 Wochen nach Angebot der Klinik den neuen Med-El Sonnet zum Test für beide CI's. Im folgenden beschreibe ich meinen persönlichen Eindruck dazu.

Oben: Opus2 XS, unten: Sonnet
Der neue Prozessor ist im Vergleich zum Opus2 XS gleich breit, optisch schlanker in der Höhe, dabei etwas abgerundet und 4 Millimeter länger. Er enthält ebenso auch 2 Batterien. Der Sonnet sitzt in etwa genauso gut wie der Opus2 XS und besser als Opus2 mit 3er-Batteriefach, da er besser anliegt am Kopf. Wobei ich CI-Halterungen ("Ohrpassstücke" als Ring, wobei der Gehörgang freibleibt) benutze für den sicheren Halt der Prozessoren. Das Kabel zur Spule ist nun eher zu lang! Es dürfte gerne etwa 2 cm kürzer sein. Ein solches, noch kürzeres Kabel soll in Arbeit und bald verfügbar sein.

Überträgt man das gewohnte Programm 1:1 vom Opus2 zum Sonnet, klingt es auf dem Sonnet als omnidirektionales Grundprogramm deutlich tiefer - d.h. sehr, sehr tief (Programm 1)! Der Bass ist zu dominant. Bei Umgebungsgeräuschen deckt der Bass hier in diesem Programm eher alle Stimmen zu. Gut ist es zum Musikhören über Kopfhörer oder in ruhiger Umgebung.

Davon abgeleitet gibt es nun ein direktionales Programm 2, wo die Mikrofone nach vorne fokussiert sind. Hier sind die Umgebungsgeräusche sehr gedämpft. Das gleicht vom Klang her noch am ehesten dem vom Opus2, der Bass ist dabei abgesenkt. Muss das im Störlärm allerdings noch ausführlich testen...

Das adaptive Programm 3 passt sich je nach Umgebungsgeräuschen an, d.h. es schaltet sich je nach Bedarf zw. omnidirektionalem und direktionalem Verhalten um, ebenso werden hier die Frequenzen je nach leiser oder lauter Umgebung entsprechend angehoben oder abgesenkt. 
Der Effekt ist insgesamt, dass der Bass gegenüber Programm 1 abgesenkt und die Höhen eher auf die Spitze getrieben werden! Das kann bei bestimmten Geräuschen etc. unangenehm werden, ggf. auch unerwünschte Reizungen auslösen. D.h. auf Dauer muss man hier den Hochton eher mehr begrenzen als beim Opus2.

Der Größenvergleich: unten: Sonnet, darauf: Opus2 XS
Dieses Programm 3 ist für den Alltag gedacht: erster Eindruck ist, dass tatsächlich Klänge, Geräusche merklich genauer, detaillierter abgebildet werden. So z.B. hört man im Auto die Fahrgeräusche exakter, genauer, obwohl das Radio nebenher läuft und man den Sprecher versteht... Tendenziell versteht man Stimmen etwas besser, sind vom Klang her runder, weicher. Aber auch Nebengeräusche sind deutlicher zu hören, wie z.B. das Rauschen oder Brummen der PC-Lüfter oder das Rauschen des Windes vor dem Fenster... Das Telefonieren ist nochmals etwas leichter, weil die Stimme besser ankommt, deutlicher, klarer ist - und das über Mikrofon oder auch über T-Spule (getestet mit Gigaset S810 u. Moto G). - Über T-Spule ist es störungsfrei: einfach den Hörer des Moto G an das obere Ende des Sonnet halten.

Die Regelung / Automatik hebt merklich die Lautstärke an, wenn eine Stimme hinzukommt, anfängt zu sprechen. Dies wird ein Grund sein, dass der Hochton schneller unangenehm wird, d.h. man sollte beim Sonnet über die Fernbedienung die Grundlautstärke eher zurücknehmen als es beim Opus2 notwendig ist. - Eventuell lässt es sich auch über eine etwas höhere Kompression, wohl Änderung des Maplaw-Wertes, ändern: ich beobachte nämlich, dass entfernte Sprecher in grosser Runde eher etwas zu leise sind während nebenan sitzende eher fast unangenehm laut werden - anders als beim Opus2.

Manchmal schaltet die Automatik plötzlich um, schwankt die Lautstärke extrem (Verkehr, vorbeifahrende Autos oder Türschlagen). Das ist für mich eher sehr störend und muss für mich so optimiert werden, dass Regelungen deutlich langsamer erfolgen bzw. die Grundlautstärke konstant bleibt!

Eher negativ bei dieser ersten Einstellung ist ebenso, dass "Fahrtwind" beim Laufen oder Wind auf der Straße zu deutlich hörbar sind wegen des zu dominanten Bass. Man hört dann ein "Brummen". Zweiter Effekt ist, dass der Sonnet dann alles andere "abdämpfen" kann, die Lautstärke runterfährt, solange der Wind bläst oder man läuft. - Dafür findet sich sicher noch eine Lösung, das zu optimieren... offensichtlich, so denke ich, ist die Windunterdrückung abgeschaltet.

Insgesamt scheint mir, dass das Potenzial einer deutlichen Verbesserung gegenüber der alten Generation des Opus2 vorhanden ist. Die beschriebenen Probleme des zu dominanten Bass, der extremen Höhen und des "Fahrtwinds" lassen sich sicher bei nächsten Anpassungen beheben.

Nachtrag vom 26.04.2015: Nach Tagen mit Test des adaptiven Programms 3: es bestätigt sich der erste Eindruck: die Stimmen werden angehoben in der Lautstärke, "gespreizt", sind dynamischer u. tendenziell deutlicher als beim Opus2. Funktioniert super bei Gesprächen z.B. in grösseren Gruppen und Grüppchen mit Stimmen von überallher, allen Seiten. Allgemein sind die Klangbilder etwas feiner, differenzierter. Auch bestätigt sich: es kann  andererseits bei "plötzlichen" Geräuschen wie z:B. vorbeifahrenden Autos auf der Straße oder Türeschlagen passieren, dass die Lautstärke plötzlich massiv runtergeregelt wird und alles sich sehr gedämpft, dumpf anhört, beispielsweise hört man dann beim Fahren den Abstandwarner nicht und nicht die Autos u. Signale - sehr gefährlich im Straßenverkehr (!) - und das stört, nervt sehr,  muss m.E. so umprogrammiert werden, dass die Regelung nur sehr langsam oder besser gar nicht merklich erfolgen darf bei solchen Geräuschen. Bei Stimmen wiederum muss die Optimierung wie oben beschrieben erfolgen.
Hmmm, insofern bin ich wirklich froh, auch aufgrund ähnlicher Erfahrungen mit Hörgeräten früher, dass ich nicht Cochlear (Stichwort: SmartSound) für meine CI-Versorgung gewählt habe, bin echt kein Freund exzessiver Filter mit womöglich wilden Wechseln zu deutlich unterschiedlich klingenden Programmen und automatischer Anpassungen, weil der Algorithmus sich nicht entscheiden kann in einer Situation... Die Grenzen solcher Algorithmen sind einfach zu schnell erreicht und treffen zu oft falsche Entscheidungen. Damit sowas sicher funktioniert, bräuchte es eine direkte Ankopplung und Rückkopplung zum Hörzentrum.
Beim Sonnet ist es so, die Vorteile liegen klar auf der Hand, ist damit aber auch komplexer! Es muss noch mehr Aufwand getrieben werden, den Sonnet optimal einzustellen als es beim Opus2 schon der Fall ist. und die potenziellen Nachteile abzustellen.
Meine Opus2 sind nun optimal eingestellt, es kann aber nicht einfach das Programm unverändert übertragen werden, weil wie schon angemerkt, der Bass viel zu dominant ist auf dem Sonnnet, warum auch immer! Das omnidirektionale Grundprogramm klingt eher brummig mit wenig Höhen. Müsste gleich entsprechend korrigiert werden, damit es wie auf dem Opus2 klingt. Um das aber zu überprüfen, muss man aber auch raus auf die Straße, in die Stadt. Hier liegen die Probleme... im Labor merkt man das noch nicht so... Oder vielleicht Kopfhörer u. Smartphone mitnehmen und Vergleich der Musikstücke alt und neu... damit es im Grundprogramm so klingt auf dem Sonnet wie auch beim Opus2. Dann sollten die Vorteile des Sonnet auf den Programmen 2 und 3 noch besser zutage treten. Wenn das mit dem Bass korrigiert wird, sollte sich auch das Problem mit "Wind" von selbst erledigen. Und ja, bei Musik ist anzumerken, einiges klingt anders und tatsächlich verstehe ich da einiges noch leichter, d.h. gut, wie z.B. bei Jennifer Rostock (https://www.youtube.com/watch?v=rAzrKq8Sp3o ;) ), sie singt ja unheimlich schnell...


Nachtrag vom 09.05.2015: das erste Fazit.

Montag, 20. April 2015

Der endgültige Durchbruch ist beinahe geschafft! ;)

Zuletzt im September 2014 berichtete ich zum Stand meiner Hörentwicklung. Inzwischen hatte ich einige Reha-Termine mehr mit enigen kleinen Anpassungen mehr. Hatte dann festgestellt, dass es rechts vor allem an leiseren Klanganteilen fehlt - d.h. der Grund, warum es immer noch etwas "unschärfer", "schwammiger" klingt als links. Ein Versuch, das vollends zu beheben, war, die T-Level etwas anzuheben auf den mittleren Kanälen, das war schon ein Schritt in die richtige Richtung. Dazu kam die Feststellung, dass es besser wird, je lauter ich das CI stelle. Wenn ich das tat, wurde aber der Hochton zu unangenehm... Somit haben wir letzte Woche den Hochton etwas reduziert und die C-Level der Kanäle alle neu abgestimmt, "begradigt". Dazu bekam ich dann wieder etwas Spielraum die Lautstärke zu erhöhen. Zuhause probierte ich das beim Musikhören: rechts die Lautstärke wieder erhöht und mit jeder Stufe wurde der Klang "schärfer"! Mir kam das zuerst unheimlich laut vor, nach 3 Tagen hatte ich mich aber daran gewöhnt und konnte im Gegenzug links um 1-2 Stufen leiser stellen, so dass ich links u. rechts einen ähnlich "scharfen" Klang hatte. In der Summe, beide CI's zusammen, höre und verstehe ich nun so noch einiges mehr! :)

Das Problem war offensichtlich, dass ich rechts die nötige Lautstärke nie gewohnt war und jede Erhöhung zuerst sehr viel Widerstand, Widerwillen erzeugte. Zu Zeiten meiner Hörgeräteversorgung hatte ich auch Hyperakusis... - die Hörgeräte konnte man deswegen nicht allzu laut stellen.

Links dagegen hatte ich seit der 2. CI-Implantation eine sehr schnelle Hörentwicklung und so hatte ich eine Referenz zum Vergleich, was doch möglich ist, an besserem CI-Hören, dass es anzustreben galt!

Der einzige Unterschied ist nun, dass es rechts deutlich tiefer klingt als links, weil der Elektrodenträger rechts 3mm länger ist als links. Diese Differenz lässt sich eventuell noch etwas reduzieren, wenn der Bass links etwas angehoben wird, den Spielraum habe ich glaube ich noch...

Sonntag, 19. April 2015

Hörtraining für Fortgeschrittene

Ein kleiner Tipp für alle, die Anspruchvolleres suchen zum Hörtraining als CI-Träger, und gleichzeitig ihre Englischkenntnisse aufpolieren wollen!

Es existieren gute Apps für Smartphones und Tablets zum Englisch hören und lernen. Hier zwei Beispiele von VOA - Voice of America:

VOA - Learn English: Diese sehr gute App bietet für die meisten Beiträge die Texte zum Mitlesen an, während die Sprecher mit gemäßigtem Tempo und sehr deutlich sprechen.

VOA News: die offizielle App von VOA selbst.