Was ein CI (Cochlea Implantat) allgemein ist, findet ihr auch hier (englisch) bei Wikipedia zum Lesen. Kurzbeschreibung: es ist eine Prothese, mit der bei einem Innenohrschaden die Funktion der defekten Hörsinneszellen in der Cochlea ersetzt wird und direkt mit Strom, der über Kontakte eines Elektrodenträgers abgegeben wird, der Hörnerv gereizt wird, damit ein Höreindruck entsteht. Ein CI besteht aus zwei Teilen, dem Implantat und dem Audio- bzw. Sprachprozessor. In einer Operation wird der Elektrodenträger des Implantats in die Cochlea eingeführt und das Implantat unter der Haut am Hinterkopf in einer ausgefrästen Mulde des Schädels befestigt.
Einen guten, halbwegs aktuellen und recht informativen, technischen Leitfaden zum Thema CI der Uni Magdeburg findet ihr hier.
Da ich rechts kaum noch - für das Sprachverständnis - brauchbare Hörreste habe, links nur etwas besser ist, und somit beidseits partiell taub mit Hochtonsteilabfall bin - und die Kommunikation mit meinen lieben Mitmenschen ;-) allgemein immer mehr (Über-)Anstrengung erfordert - Stichworte "Hörstress" und darausfolgender, möglicher "Überforderung" (Symptome können z.B. Spannungskopfschmerz, Migräne od. letztendlich das Erschöpfungs- bzw. Burn-Out-Syndrom sein) - habe ich nach Alternativen zu der - ausgereizten, nicht wirklich ausreichenden - HG-Versorgung gesucht. Bei den Power-Hörgeräten bin ich mit den Phonak Naida V SP am Ende der Fahnenstange angelangt!
Leider sind die Informationen der CI-Hersteller zu ihren Produkten nicht neutral und objektiv. Jeder der Hersteller stellt die Eigenschaften ihres CI jeweils möglichst positiv zu ihrem Gunsten dar - was wohl menschlich ist - und positive Eigenschaften der CI ihrer Mitbewerber werden bei Vergleichen jeweils verschwiegen oder unvollständig bzw. irreführend dargestellt.
Ebenso gibt es kaum neutrale, "peer reviewed", Studien, meistens werden sie durch eines der Hersteller initiiert und finanziert.
Somit wird es schwierig und langwierig, zu einer objektiven Bewertung zu gelangen!
Da man ja leider nicht alle CI's testen kann ;-), ist man auf möglichst neutrale und objektive Informationen zur Bewertung angewiesen! Die Kliniken und deren Ärzte dürfen keine Entscheidung bezüglich eines bestimmten Herstellers treffen, es wird allerdings entsprechend beraten mit Darstellung der jeweiligen Vor- und Nachteile, wenn medizinische Notwendigkeiten für das Implantat eines bestimmten Hersteller sprechen. Die letzte Entscheidung müßt Ihr als Patient danach selbst fällen!
FunnyOldLife (Englisch!) hat in ihrem Blog "I look so I can hear" ebenso schon versucht, darzustellen, wie sie zu ihrer Entscheidung für Advanced Bionics (AB) kam: sehr informativ! Insbesondere solltet Ihr auch die Kommentare dazu lesen, hier finden sich weitere, sehr hilfreiche, Informationen.
Ich kam nach Lektüre verschiedenster Quellen und unter Berücksichtigung meiner persönlichen Situation allerdings zu einer etwas anderen Bewertung: und entschied mich inzwischen für Med-El Maestro (Audioprozessor Opus2, Implantat Concerto mit Elektrode FlexSoft). Im folgenden stelle ich die wichtigsten Gründe hierfür dar...
Zu beachten sind hier u.a. die folgenden Punkte:
1.) Risiken
Jede Operation hat Risiken: hier insbesondere ist möglich
Zu beachten sind hier u.a. die folgenden Punkte:
1.) Risiken
Jede Operation hat Risiken: hier insbesondere ist möglich
- Verlust des Restgehörs
- Zeitweise od. ständige Schädigung des Gesichtsnerv: führt zu halbseitiger Lähmung des Gesichts,
- zeitweise od. ständige Schädigung des Geschmacksnerv: Verlust des Geschmackssinns, oder
- dauerhafter od. zeitweiser (evtl. "nur" teilweiser) Verlust des Gleichgewichtssinns.
- Mögliche Hirnhautenzündung nach der OP oder später: deswegen wird vorherige Impfung gegen mind. zwei Erreger (Pneumokokken, Meningokokken od. Haemophilus influenzae) empfohlen.
2.) Implantation u. Implantat u. Sprachprozessor
Hier war mir sehr wichtig zu erfahren insbesondere das Funktionsprinzip und wie relevant die Anzahl der Elektrodenkontakte des verwendeten Elektrodenträgers, mögliche Pulsraten des Implantats oder Signalkodierungsstrategien für das Sprachverstehen sind.
Über die Kontakte des Elektrodenträgers werden in der Cochlea am jeweiligen Punkt elektrische Ladungen an die Nerven der Cochlea abgegeben und somit der Hörnerv stimuliert.
Da sich die ggf. abgegebenen elektrischen Ladungen benachbarter Kontakte überlappen, entsteht der Höreindruck genau dort, wo die maximale Amplitude bei Aufsummierung der (verschieden großen) Ladungen zu finden ist, d.h. man hört dann die entsprechende Frequenz (bzw. Ton). Je höher die Amplitude, desto lauter hört man den entsprechenden Ton.
Somit kann man damit zwischen zwei realen Kontakten bzw. Elektroden weitere "virtuelle Elektroden" bzw. "virtuelle Kanäle" abhängig von der Auflösung der Ladungen erzeugen. Ein virtueller Kanal entspricht einem Frequenzband. Somit können auf diese Weise mehr Frequenzbänder generiert werden als real physikalisch Elektrodenkontakte vorhanden sind.
Bei paralleler Stimulation werden benachbarte Kontakte gleichzeitig statt hintereinander geladen.
Bei sequentieller Stimulation werden die Kontakte rasch hintereinander geladen. Erfolgt die Stimulation benachbarter Kontakte schnell genug aufeinander, summieren sich die Ladungen dieser Kontakte auf wie bei der parallelen Stimulation. Im Gewebe der Cochlea und des Hörnervs breiten sich die Ladungen nur relativ langsam aus.
Studien zeigen, daß parallele oder sequentielle Stimulation in etwa gleichwertig sind, und damit ähnlich differenziert Frequenzbänder generiert werden können.
Die parallele Stimulation hat allerdings den Vorteil, dass in einem Takt mehrere Kontakte gleichzeitig geladen werden können und somit ein deutlich differenzierteres Klangbild / Spektrum erzeugt werden kann bei gleicher zeitlicher Auflösung bzw. gleicher Takt-/Pulsrate als mit sequentieller Stimulation.
Bei Med-El muß man wissen, dass deren Elektroden jeweils so aufgebaut sind, daß die Kontakte einzeln oder jeweils als Paar über 12 Abschnitte im gleichen Abstand angeordnet sind. Alle anderen Hersteller ordnen die einzelnen Kontakte einzeln im gleichen Abstand voneinander an.
Es kann passieren, daß einzelne Kontakte ausfallen oder ein Kontakt den Gesichtsnerv statt den Hörnerv stimuliert (nicht immer kann das korrigiert, sondern muß dann abgestellt werden). In diesem Fall müssen die benachbarten Kontakte die ausgefallene mit ersetzen. Bei Med-El kann, wenn das Paar vorhanden ist, nehme ich an, der 2. Kontakt des Paars das erste ersetzen. Die I100 Platform des Chip im Implantat (Pulsar, Sonata u. Concerto) hat 24 einzelne Stromquellen implementiert, d.h. jeder Kontakt kann getrennt voneinander und parallel "feuern".
Insbesondere bei den Elektrodenträgern FlexSoft od. FlexEAS von Med-El mit 19 Kontakten gibt es allerdings eine Einschränkung, daß im Tieftonbereich 5 Kontakte nicht als Paar angelegt sind: somit 2 x 7 + 5 = 19 Kontakte. - Dafür sind FlexSoft und FlexEAS besonders flexibel und somit für die atraumatische Insertion durch das Rundfenster ausgelegt. Die Cochlea muß dann nicht angebohrt werden, somit entfällt hier das Bohrtrauma. Es wird stattdessen die Membran des Runden Fensters punktiert. In folgender Studie "Cochlea Implantation unter Restgehörerhalt - Hörergebnisse mit der FLEXsoft Elektrode" (Hey, Montag, Helbig) der Universität Frankfurt/Main, 2009, wird gezeigt, daß damit das Restgehör in der Regel "weitgehend" erhalten werden kann, weil die Strukturen in der Cochlea beim Einführen dann, soweit möglich, nicht beschädigt werden - hängt dann natürlich auch von den Künsten des Operateurs, der Medikamentation und weiteren Umständen während und nach der Operation ab, somit kann es niemand im Einzelfall garantieren, dass es klappt mit den Erhalt des Restgehörs...
Hier noch der Hinweis, daß Med-El die größte Anzahl von verschiedenen Varianten an Elektrodenträgern hat, somit können auch kompliziertere Fälle wie z.B. Verknöcherungen der Cochlea usw. bestmöglich behandelt werden. Auch hat Med-El die längsten Elektrodenträger: es kann damit ggf. die gesamte Cochlea zur Stimulation genutzt werden.
Durch die grosse Überlappung der elektrischen Ladungen benachbarter Kontakte, wie oben ausgeführt, ist es nicht allein ausschlaggebend, wieviele reale Elektrodenkontakte existieren, sondern auch: wieviele Stufen zw. minimaler und maximaler Ladung das Implantat an jedem Elektrodenkontakt erzeugen kann (Auflösung der Ladungsamplituden), wieviele Frequenzbänder es generieren kann (Auflösung der Frequenzen) und wie hoch die maximale Pulsrate ist (zeitliche Auflösung).
Das Potential eines Implantat und Sprachprozessors läßt sich damit abschätzen aus folgenden Faktoren: der Anzahl Ladungsstufen, der Anzahl Kontakt(-paare) des Elektrodenträgers bzw. der Anzahl implementierter Frequenzbänder, Verwendung sequentieller od. paralleler Stimulation und maximal möglicher Pulsrate.
Zusammengefasst gilt: je mehr Frequenzbänder und Ladungsstufen je nach verwendeter Signalkodierungsstrategie das Implantat erzeugen kann und je höher die maximale Pulsrate ist, desto höher ist die spektrale Auflösung in Frequenz, Ladung und Zeit insgesamt. Entsprechend viele Töne bzw. Frequenzen und darausfolgend Geräusche können dann maximal unterschieden werden, d.h. desto differenzierter kann potentiell dann damit gehört werden. - Ob man allerdings dieses Potential vollständig nutzen kann, hängt auch von der Sensitivität des CI-Trägers (ggf. nach einer Lernphase) auf die angebotenen Reize/Signale ab.
Mit der Wahl des CI legt man sich auch bei der Reihe der möglichen Signalkodierungsstrategien fest: Alle Hersteller mit Ausnahme von Med-El kodieren bislang hauptsächlich die Einhüllende des eingehenden Frequenzspektrums.
Med-El kodiert aktuell in den tiefen Frequenzen bis etwa 1 KHz auch zusätzlich die "Feinstruktur", d.h. Grund- und Oberwellen, des Schallsignals: das Verfahren wird von Med-El unter dem Begriff "FineHearing" zusammengefasst. Die Kodierungen FSP und neu in der 2. Generation FS4 und FS4p (mit 5facher Genauigkeit gegenüber FSP) sollen damit weitere Informationen weitergeben können, die potentiell das Richtungshören, das Verstehen im Lärm und insbesondere den Genuß von Musik erleichtern.
Die potentiell höchste - implementierte - spektrale Auflösung bietet damit aktuell, siehe untenstehende Tabelle, das System von Med-El, bestehend aus Concerto und Opus2: 250 Frequenzbänder, (teilweise) parallele Stimulation und max. Pulsrate von 50704/s.
Wie sensitiv man persönlich als Träger des Implantats nun aber auf die angebotenen Reize reagieren wird, kann niemand voraussagen. Es wird jedenfalls monatelange Übung des neuen Hörens erfordern. Bei AB hat man aktuell 120 Frequenzbänder implementiert, der dazu gemessene Mittelwert laut Studien sind etwa 100, d.h. die Probanden konnten durchschnittlich etwa 100 verschiedene Töne unterscheiden. Unter der Annahme, daß man diese Ergebnisse von AB auf Med-El übertragen kann, hat man evtl. nun die Chance, je nachdem, wie sensitiv man reagiert, mit Opus2 von Med-El dann im Durchschnitt 80% von 250 Frequenzbändern, d.h. etwa 200 verschiedene Töne, unterscheiden zu können.
Das Nucleus5 von Cochlear hat sich seit dem Freedom nicht sehr geändert bezüglich Signalkodierungsstragien, max. Pulsrate und Anzahl Elektrodenkontakte des Trägers. Die Weiterentwicklung im Nucleus5 fand hier vor allem am Sprachprozessor statt, daß zwei Mikrofone verwendet werden statt einem: dies hat damit den Vorteil, daß im Störlärm durch den Prozessor Nebengeräusche gefiltert werden können mithilfe der Richtwirkung der Mikrofone und dazugehöriger "Zoom"-Funktionen. - Med-El dagegen hat dafür hier den Ansatz, daß mithilfe des FineHearing das Gehirn (nach einer Lernphase) die unwichtigen Nebengeräusche selbst "filtert" und so die wichtigen Informationen selbst extrahiert. Im Opus2 ist daher bisher nur 1 Mikrofon verbaut.
Das Nucleus5 verwendet Titan im Gehäuse und ist (fast?) wasserdicht nach IP 57 (bei Nutzung der Akkus), somit deutlich robuster! - Med-El wird hier hoffentlich beim Opus2 (ist hauptsächlich aus Kunststoff) oder Nachfolger mittelfristig nachziehen: ein Traum wäre, den Sprachprozessor zum Schwimmen und in die Sauna mitnehmen zu können! Gut ist beim Nucleus5 auch die, falls so gewünscht, automatisch sich aktivierende Induktionsspule. Bei Med-El im Opus2 muß dagegen manuell die Induktionsspule zugeschaltet werden. Momentan (Stand: September 2011) sind die Implantate der Serie CI500 vom Markt genommen, auch hier sind potentielle Fehler im Implantat aufgetaucht. Es können stattdessen die Implantate des älteren Nucleus Freedom CI24RE implantiert werden, diese sind kompatibel mit den Audioprozessor Nucleus5.
Bei AB habe ich zur Zeit den Eindruck, dass seit längerer Zeit das Potenzial des Implantats nicht fortentwickelt wird. Seit HiRes 120 kamen keine neue Strategien für den Sprachprozessor hinzu. HiRes 120 hat "nur" 120 statt 250 Frequenzbänder wie bei Med-El implementiert. Das Potential des HiRes 90K mit höchster maximaler Pulsrate, paralleler Stimulation und 16 Elektrodenkontakten wird nicht ausgenutzt!? In der Forschung konnten Probanden angeblich bis zu 460 verschiedene Töne erkennen. Die hier verwendeten Signalkodierungsstrategien sind aber nicht auf dem Markt. Hier scheint die Übernahme von AB durch Sonova / Phonak zu deutlichen Verzögerungen geführt zu haben und gerade erst konnten sie aktuell wg. aufgetretener Fehler im Implantat einen längeren weltweiten Marktstopp aufheben.
Einzige Neuerung ist hier, daß neuerdings Neptune von AB angeboten wird, ein nach IP 57 wasserdichter "Taschenprozessor": Neptune muß also am Badeanzug oder an der Taucherbrille etc. festgeklemmt werden. Ich würde hier eher bevorzugen ein HdO, den man am Ohr festklemmen kann, wie beim Nucleus5 von Cochlear. Technisch ist Neptune mit Harmony mehr oder weniger identisch.
Wie schon erwähnt, kann der Elektrodenträger FlexSoft von Med-El am schonendsten eingeführt werden. Auch der Elektrodenträger des neuen CI 512 von Cochlear ist nach Aussage meiner Klinik nicht so flexibel wie FlexSoft. [Hinweis: November 2011 hinzugefügt: inzwischen gibt es von Cochlear das CI 422 mit atraumatischem Elektrodenträger, ähnlich flexibel wie die FlexSoft, etc. von Med-El]
Wegen der für mich noch fast normal hörbaren Bass-Frequenzen (wohlgemerkt: für Sprache nicht direkt nutzbar) will man versuchen, bei der Insertion der FlexSoft mein Restgehör (rechts mit Frequenz in Hz/Verlust in dB: 125/25, 250/35, 500/75, 1000/90, 2000/90, 3000/120, Einsilber-Sprachverständnis von gerade mal 10%) im Tieftonbereich möglichst zu erhalten - kann natürlich niemand versprechen, daß es so klappt... Kann Restgehör mit genutzt werden, soll sich das mit positiv auf das Sprachverstehen auswirken. Aus diesem Grund und wg. der vergleichsweise guten spektralen Auflösung und wg. FineHearing kommt für mich damit nur noch Med-El mit Concerto/FlexSoft und Opus2 in Frage.
Die Implantation rechts am CCIC Tübingen ist für Ende Oktober 2011 geplant.
3.) Rehabilitation: Anpassung und Hörtraining
Der entscheidende Faktor, der über den Erfolg der ganzen Aktion, Implantation und Anpassung des Sprachprozessors, entscheidet, ist nach der Operation vor allem die regelmäßige Einstellung/Anpassung des Sprachprozessors, regelmäßiges Hörtraining bei einem Logopäden und für sich privates Üben! Wichtig ist daher für die Auswahl der implantierenden Klinik auch, daß diese eine gute Nachsorge hat!
Das Gehirn muß die neuen Reize durch die Stimulation erst lernen zu verarbeiten! Dies ist ein Prozess, der Wochen, Monate und letztendlich bis zu 3 Jahren dauern kann. In dieser Zeit steigert sich das Sprachverständnis gewöhnlich immer mehr. Bei Spätertaubten geht es am schnellsten, da sie von der Erinnerung an ihr ehemaliges Hörvermögen profitieren. Bei von Geburt an Hörgeschädigten (wie bei mir) dauert es letztendlich im Allgemeinen länger, da hier das Hörzentrum des Gehirn erst lernen muß, noch nie gehörte (meist höherfrequente) Reize zu verarbeiten. Es hilft da nur fleißiges, regelmäßiges Üben: Hören von Hörbüchern, Radio, Fernsehen, Videos oder Musik und dabei immer wieder zu versuchen, Gesprochenes/Gesungenes zu verstehen.
Die meisten CI-Träger erleben die Erstanpassung (ca. 4 Wochen nach der OP) so, daß zuerst "nur" indifferenzierte (Pieps-)Geräusche zu hören sind bzw. als das erkannt werden. Es kann dann nicht auf das bisherige Wissen, wie die Dinge und Menschen klingen, zurückgegriffen werden! Das ist dann erst alles wieder neu zu entdecken! Nach Stunden, Tagen und Wochen des Üben und Gewöhnens werden die Geräusche wieder differenzierter und kann dann Gesprochenes immer besser verstehen. Topp ist es, wenn es gelingt, auch Musik genießen zu können und den/die Sänger zu verstehen!
Am Ziel gelingt es vielen, in Ruhe ein Sprachverständnis von 70% für Einsilber und bis nahezu 100% für Mehrsilber zu erreichen. Im Störlärm brechen diese Werte allerdings deutlich ein: hier reicht die vergleichsweise niedrige spektrale Auflösung der CI's gegenüber Normalhörenden im Allgemeinen nicht aus, in einer solchen Situation genügend durch das Gehirn auswertbare Schallinformation bereitzustellen. Hier wird noch fleißig geforscht, die Leistung der CI's auch in solchen Situationen zu verbessern... - Momentan erscheint mir Med-El hier wg. der vergleichsweise guten spektralen Auflösung, FineHearing und der gemessenen Sprachverständniswerte (siehe untenstehende Tabelle) insgesamt am weitesten fortgeschritten.
4.) Video einer Implantation
Wie die Implantation eines CI in etwa erfolgt, zeigt exemplarisch folgendes Video: es zeigt die Implantation des CI 512 von Cochlear. Je nach Hersteller und Implantat wird mehr oder weniger gefräst!
5.) Erfahrungsberichte
Erfahrungsberichte findet ihr auf den Foren der CI-Hersteller und z.B. auf HCIG e.V. oder DCIG e.V.
Einen deutschen, sehr interessanten und amüsanten Blog hat auch NotQuiteLikeBeethoven auf die Beine gestellt! Hier findet ihr ebenfalls sehr hilfreiche Infos über seine und anderer Erfahrungen mit dem CI.
Auch FunnyOldLife berichtet über ihre Erfahrungen mit den CI's. Kürzlich hat Sie ihr zweites bekommen.
Ich werde sicher ab und zu ebenfalls über meine Erfahrungen berichten...
6.) Tabelle mit Vergleich über die Eigenschaften der aktuellen CI's (Stand: April 2012)
Sicher sind die Angaben noch nicht vollständig: über die Links zu den Homepage's der Hersteller kann man noch weitere Informationen nachlesen. Zu Neurelec fand ich leider bisher nur wenig aussagekräftige Informationen.
Hersteller | Advanced Bionics | Cochlear | Med-El | Neurelec |
---|---|---|---|---|
Sprachprozessor | Harmony (HdO) Neptune (Tasche) | Nucleus 5 (CP 810, HdO) | Opus 2 (Maestro, HdO) | Saphyr SP (HdO) |
Anzahl Mikrofone u. Typ | 2 (1 oben am SP u. T-Mic) | 2 (omni-direktional, für Zoom-Funktionen) | 1 | 2 (omni-direktional) |
IDR, Mikrofon-empfindlichkeit | 80 dB | 80 dB (Klangfenster 45 dB) | 75 dB (Klangfenster 55 dB) | 80 dB |
Implantat (Länge) | HiRes 90K (56,0mm) | CI 512 (3,9mm x 50,5mm), CI 551 Double Array, CI 422 Slim-Straight | Concerto (4,5mm x 45,7mm), Pulsar (33,6mm), Sonata (45,7mm) | Digisonic SP (30,2mm), kein Fräsen, Befestigung mit 2 Schrauben, d.h. kürzeste OP-Zeit |
MRT erlaubt? (nur mit Rücksprache mit dem Hersteller) | ja, < 1.5 Tesla | ja, < 1.5 Tesla (Magnet entfernbar) | ja, < 1.5 Tesla | ja, < 1.5 Tesla |
Anzahl Stimulationskanäle | 16 | 22 (davon werden bei ACE bis 12 verwendet pro Durchlauf, siehe Kodierungsstrategien) | 12 | 20 (? pro Durchlauf) |
Anzahl Stromquellen | 16 | 1 | 24 | 1 |
Art der Stimulation | parallel | sequentiell | parallel im Tieftonbereich (4 Kontakte/Kanäle) und sequentiell | sequentiell |
Maximale Pulsrate | 83000/s | 31500/s | 50704/s | 24000/s |
Anzahl Frequenzbänder bzw. potenziell unter-scheidbare Tonhöhen ("Virtuelle Kanäle", "pitches" mithilfe Stromsteuerung/ -verteilung) | Implementiert: 120. Mittelwert, ermittelt in Studien: 100 (Forschung: bis zu 460 möglich?) | Mittelwert, ermittelt in Studien: 161 | Implementiert: 250 | 63 |
Frequenzbereich | 150 bis 8000 Hz | 188 bis ca. 8000 Hz | 70 bis 8500 Hz | ? |
Elektrodenträger (Länge über alle Kontakte) | HiFocus 1j 17mm, HiFocus Helix 13mm | CI 512 Contour Advance (vorgeformt) 19mm, CI 551 Double Array, CI 422 Slim-Straight 20mm (atraumatisch), CI 541 ABI | Standard 31mm, Medium 24mm, Compressed 12mm, Split, ABI, atraumatisch: FlexSoft 31mm, Flex28 28mm, FlexEAS/Flex24 24mm, Flex20 20mm | Standard 25mm, Binaural 17mm, ABI |
Anzahl Elektroden-kontakte | 16 + 2 | 22 + 2 | (19 od. 24) + 2 je nach Träger | 20 + 2 od. binaural: 2 x 12 |
Signal-kodierungsstrategien | HiRes 120 | ACE, SPEAK | HD-CIS, FineHearing (FSP, FS4, FS4p) | ? |
Wasserschutz | Harmony: "wasserabweisend", Neptune: IP 57 | IP 57 mit Akkus, "geschützt gegen kurzes Eintauchen" | "wasserabweisend" | nein |
Fernbedienung/ Anzahl Programme | nein/3 | ja/4 | ja/4 (Sprachprozessor ist schalterlos) | nein/4 |
T-Spule | ja | ja | ja | ja |
Laufzeit in Std.: Batterie/ Akku | -/16 | 60/30 | 90 (Standard) bzw. 60 (XS) /16 | ? |
Sprachverständnis | 79% CNC bei 60dBA, 59% AB Worte bei 70dB SPL. 87% CUNY Sätze bei 70dB SPL. | 87% CNC bei 60dBA, 69% AB Worte bei 70dB SPL, 97% CUNY Sätze bei 70dB SPL. | 71% AB Worte bei 70dB SPL, 98% CUNY Sätze bei 70dB SPL. (50% im Störschall, auch wenn die Störgeräusche mehrere Stufen lauter waren als die Stimme.) | ? |
Zuverlässigkeit/CSR des Implantat | 99,8% nach 12 Mon., 99,1% nach 30 Mon. (Sep. 2011: Rückruf beendet) | 99,96% nach 12 Mon. (CI 500), 99,2% nach 48 Mon. (CI 24RE) (Sep. 2011: Rückruf der CI 500 Serie) | 99,9% nach 12 Mon. (Concerto), 99,7% nach 48 Monaten (Sonata) | ? |
7.) Quellen
Weiterführende Literatur zu virtuellen Elektroden/Frequenzbändern, Signalkodierungsstrategien usw. und weitere Quellen findet ihr in folgenden Dokumenten:
- Dual-electrode pitch discrimination with sequential interleaved stimulation by cochlear implant users, Bom Jun Kwon, Chris van den Honert (2006)
- Verbesserte Frequenzauflösung durch virtuelle Kanäle im HiRes-System, Brendel, Frohne-Büchner, Büchner, Stöver, Lenarz (2006)
- Pitch Steering with Sequential Stimulation of Intracochlear Electrodes (2006)
- Beschreibung von FineHearing und Signalkodierungsstrategie FSP
- The Number of Virtual Channels in the MAESTRO Cochlear Implant System, Peter Nopp, Dirk Meister (2011)
- Simulation und Vergleich von Sprachkodierungsstrategien in Cochlear Implantaten, Timo Bräcker (2008)
Einen guten Ratgeber zu CI's findet ihr in folgendem Buch: Cochlea- u. Mittelohr-Implantate, Dr. Phil. Marion Herrmann Röttgen